Kommunalwahl Duisburg 2025: Katerstimmung mit blauem Beigeschmack

Die Kommunalwahl 2025 in Duisburg lässt mich fassungslos zurück – und diesmal nicht nur wegen der üblichen Politikverdrossenheit. Selbst die düstersten Prognosen wurden unterboten. Während ich noch hoffte, dass die Umfrage-Schreckgespenster zum Thema AfD am Ende doch schrumpfen würden, brachte der Wahltag einen kaum zu glaubenden Rechtsrutsch ans Licht: Die AfD marschiert mit 21,2 Prozent auf Platz zwei im Stadtrat, holt das zweitbeste Ergebnis und schickt ihren Kandidaten in die OB-Stichwahl.

Schockmoment im eigenen Stimmbezirk

Auch beim Auszählen im eigenen Stimmbezirk wird einem schlecht, wenn man die Balken für die AfD sieht. Das bekannte Muster zieht sich durch: SPD und CDU auf den ersten Plätzen – aber direkt dahinter die rechte Truppe, die hier jahrelang niemand ernsthaft im Gespräch haben wollte.

Immerhin liegt unser amtierender Oberbürgermeister Sören Link (SPD) mit 46 Prozent klar vor dem AfD-Kandidaten Carsten Groß. Doch es reicht nicht für einen Sieg im ersten Anlauf. Stattdessen steht Duisburg vor der absurden Situation einer Stichwahl zwischen SPD und AfD. Ein schlechter Witz? Leider nicht.

Wie konnte das passieren?

Wer nach Erklärungen sucht, landet schnell bei den üblichen Verdächtigen: polarisierende Bundespolitik, Probleme im Stadtbild, aufgestaute Ohnmachtsgefühle. Das spielt alles eine Rolle. Doch wie blind müssen die sogenannten Volksparteien sein, um diesen ungebremsten Rechtsruck nicht kommen zu sehen?

Während SPD und CDU sich an alten Selbstverständlichkeiten berauschen und die Grünen praktisch unsichtbar bleiben (Absturz von 17,7 auf 9,1 Prozent!), hat die AfD klammheimlich ihre Erzählung an die Leute gebracht. „Die da oben“ werden beleidigt, Ängste geschürt, Halbwahrheiten und Parolen als Lösungen verkauft – und es funktioniert.

Zeit für einen Strategiewechsel

Es ist höchste Zeit, dass die etablierten Parteien verstehen: Mit Zähneknirschen, vorgestanzten Floskeln und auswendig gelernten Slogans sind keine Wahlen mehr zu gewinnen. Wer den Leuten immer wieder dieselben Erklärungen auftischt, während am Stammtisch längst andere Geschichten erzählt werden, verliert weiter an Boden. Und wer die rechte Pöbeltruppe unterschätzt, macht sich mitschuldig an ihrem Erfolg.

Altparteien im Tiefschlaf – Weckruf überfällig

Wie oft müssen wir uns dieses Schauspiel noch ansehen? Nachher tut wieder jeder so, als hätte niemand kommen sehen, dass die AfD sich zur zweitstärksten Kraft mausern würde.

Die „Altparteien“ müssen endlich:

  • Sich konstruktiv mit den Themen befassen, die die AfD erfolgreich zuspitzt
  • Dabei offensiv und selbstbewusst dagegen argumentieren
  • Scharfe Kante statt Kuschelkurs zeigen


Es muss erlaubt sein, die Populisten auch mit ihren eigenen Waffen zu schlagen: knallharte Sprache, klare Faktenchecks und ein gewisser Humor. Anstatt ihnen das Feld freiwillig zu überlassen, sollten sie vorgeführt werden.

Die Gefahr eines schwarz-blauen Bündnisses

Sonst male ich für die kommenden Wahlen nur noch schwarz – beziehungsweise ein düsteres schwarz-blaues Bündnis aus Union und AfD. Was das für Duisburg und NRW bedeuten würde, kann niemand wollen – außer den Pöblern von rechtsaußen selbst.

Fazit: Jetzt oder nie – die letzten Dämme halten

Der AfD-Auftritt bei dieser Wahl ist kein Warnschuss mehr, sondern ein Feuerschlag. Wer jetzt immer noch meint, Demokratie sei ein Selbstläufer, hat nichts verstanden.

Die Zeit der Ausflüchte ist vorbei: Entweder finden die Parteien der liberalen Mitte endlich den Mut, das Engagement und die richtigen Worte – oder die nächste Wahl bringt Duisburg endgültig in gefährliche Fahrwasser. Und das will bei klarem Verstand niemand.

Die Zahlen sind deutlich, der Stachel sitzt tief. Aber eins steht fest: Wegducken gilt nicht. Wer wagt, gewinnt. Wer schweigt, verliert.

Denn der schönste Sonntag in Duisburg ist nichts wert, wenn die Demokratie am Montag ihren Kater hat.