Die Magie der Demoszene: „2nd Reality“ auf dem 386er DX40
Anfang der 90er nahm eine Bewegung Fahrt auf, die Computern alles abverlangen wollte: die Demoszene. Wo Spielefirmen noch mit Diskettenformaten und Kopierschutz kämpften, tüftelten junge Coder-Teams an digitalen Kunstwerken, die nicht verkauft wurden, sondern frei kursierten und zum Staunen anregten. Es ging darum, möglichst spektakuläre Effekte und Musik aus begrenzter Technik herauszuquetschen.
Mein Einstieg in diese Parallelwelt aus Pixel-Feuerwerken und Techno-Soundtracks: der 386er DX40, Baujahr 1993. Keine Soundkarte, kaum RAM – aber mit genug Enthusiasmus und der legendären „2nd Reality“-Demo der Future Crew war das zweitrangig. Was diese finnische Gruppe auf dem Assembly ’93 präsentierte, war eine Multimedia-Bombe: animierte 3D-Flüge, kreisende Tunnel, Moiré-Muster, fließendes Wasser, scrollende Texte und synchronisierter Sound wie aus einer anderen Dimension.
„2nd Reality“ zeigte, wie viel Kreativität und Teamarbeit in ein paar Minuten Code fließen konnten – und wie so ein PC plötzlich mehr wirkte als die Summe seiner Einzelteile. Für viele, mich eingeschlossen, war das der Eye-Opener, was Computer künstlerisch leisten konnten
Die Szene lebt auch heute noch, erhält sich ihren wilden, unabhängigen Kultur-Spirit – und ja, der Zauber von damals wirkt manchmal sogar auf modernen Rechnern, im Emulator oder per YouTube, noch nach.